Der süße, warme Duft von Neroli, dem wertvollen Öl aus Orangenblüten, ist betörend und verführerisch. Die weißen, sternförmigen, duftenden Blüten und leuchtenden, orangen Früchte auf den Bitterorangenbäumen sind ein Vergnügen für Augen und Nase.
Ein alter Name für Bitterorange ist Pomeranze. Sie war in Europa schon lange vor der süßen Orange bekannt - aber nicht des Verzehrs wegen, sondern auf Grund des Duftes ihrer Schale, nur zur Aromatisierung.
Aus den Blüten, die von Hand gepflückt werden, wird durch Wasserdampfdestillation das ätherische Öl gewonnen. Tausend Kilogramm Blüten ergeben ein Kilogramm ätherischen Öls. Neroli gehört zu den teuersten ätherischen Ölen. Ein Nebenprodukt bei der Destillation ist das wohl duftende Orangenblütenwasser (Orangenblütenhydrolat), ein gutes Gesichts- und Rasierwasser.
Der Name Neroli geht auf Anna Maria, Prinzessin von Nerola, zurück. Sie führte im 17. Jahrhundert das Orangenblütenöl in Italiens Gesellschaft ein. Die Prinzessin liebte den Duft so sehr, dass sie sich damit parfümierte, und schon bald war es modern, sich mit Orangenduft zu umgeben.
Die größte Bedeutung des ätherischen Öles der Bitterorange geht auf seine starke Wirkung auf die Psyche zurück. Neroli ist eines der Öle mit der stärksten beruhigend-antidepressiven Wirkung, wie inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen wurde.
Neroli hat sich als „Prüfungsöl“ sehr bewährt und hilft bei Schlafstörungen in einer duftenden Mischung mit ätherischem Mandarinen- und Lavendelöl. Es ist auch ein wunderbares Mittel bei Angst und Schockzuständen und entspricht den „Notfalltropfen“ der Bachblütentherapie. Eine einprozentige Verdünnung des ätherischen Öles in Schocksituationen unter die Nase gehalten lindert die körperlichen und seelischen Folgen eines traumatischen Erlebnisses und beruhigt den Herzschlag.
Von Napoleon wird berichtet, er verbrauchte auf seinen Feldzügen mehrere Flaschen Neroliöl gegen seine Angst und Schüchternheit, später verwendete er das preiswertere Kölnisch Wasser mit seinem hohen Neroligehalt. Neroli ist ein wichtiger Bestandteil des originalen Kölnisch Wassers.
Massagen und Bäder haben eine gute Wirkung bei prämenstruellem Syndrom (drei Tropfen ätherisches Öl in drei Esslöffel Honig für ein Vollbad.) Bei Migräne kann ein Gesichtsspray mit Pfefferminzöl, Neroli und Rosenhydrolat Linderung verschaffen.
Neroli hat auch gute hautpflegende Eigenschaften, es passt zu jedem Hauttyp. Da es nicht reizt, kann es zur Pflege und Behandlung empfindlicher und entzündeter Haut und bei geplatzten Äderchen verwendet werden. Es unterstützt die Regeneration der Haut. Die Anwendung erfolgt immer verdünnt mit einem fetten Öl oder Alkohol, niemals pur.
Wenn sie ihrem Teint, Ihren Sinnen und Ihrer Seele gleichzeitig einen guten Dienst erweisen wollen, ist eine heiße Gesichtskompresse (mit einem Tropfen Neroli und einem Tropfen Rosengeranienöl auf 500 ml warmes Wasser ein Tuch tränken und auf das Gesicht legen und entspannen) zu empfehlen.
Neroliöl ist eine wohlduftende Komponente teurer Parfums. Zur Raumbeduftung mischt es sich gut mit anderen Zitrusdüften, Lavendel, Bergamotte und Sandelholz. Es ist, wie andere Blütenöle auch, im Duft sehr intensiv, ein bis zwei Tropfen reichen in einer Mischung mit anderen ätherischen Ölen vollkommen aus, um eine gute Wirkung zu erzielen und sich an dieser Kostbarkeit lange zu erfreuen.
Lassen auch Sie sich verzaubern!
Mag. Petra Hubinger